„Digitale Welten 2022 online“ – ein Bericht zur Veranstaltung

Etwa 200 Zuschauer aus allen Teilen Deutschlands folgten am Dienstag, dem 25. Januar 2022 vier spannenden Fachvorträgen im Rahmen „Digitale Welten 2022 online“ als Trostbonbon für die ausfallende Präsenzveranstaltung „Digitale Welten – Kongress für Geoinformation und Geodäsie“. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Jens Opitz (GDI Sachsen e.V.) und Matthias Gröbe (DGfK Sektion Dresden).

Etwa 200 Zuschauer aus allen Teilen Deutschlands folgten am Dienstag, dem 25. Januar 2022 vier spannenden Fachvorträgen im Rahmen „Digitale Welten 2022 online“ als Trostbonbon für die ausfallende Präsenzveranstaltung „Digitale Welten – Kongress für Geoinformation und Geodäsie“. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Jens Opitz (GDI Sachsen e.V.) und Matthias Gröbe (DGfK Sektion Dresden).

In seiner Begrüßung warf Jens Opitz einen kurzen Blick auf die von der Corona-Pandemie überschatteten Vorbereitungen für den Kongress 2022. Er dankte den veranstaltenden Vereinen BDVI Landesgruppe Sachsen, DGfK Sektion Dresden, DVW Sachsen e.V., VDV Landesverband Sachsen und GDI Sachsen e.V. sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden für die engagierte Vorbereitung der Veranstaltung. Sein Dank galt allen Referentinnen und Referenten, die sich für einen Vortrag im Rahmen des Kongresses beworben hatten. Aufgrund des Formats konnten nicht alle Vorträge berücksichtigt werden. In der Hoffnung, die „Digitale Welten“ 2023 wieder als Präsenzveranstaltung durchzuführen, räumte Jens Opitz den nicht berücksichtigten Vorträgen einen Vorzug ein. Ziel sei es, den Kongress wieder als Plattform für den persönlichen und fachlichen Meinungsaustausch stattfinden zu lassen.

instagram logo @weltvermesserer

Mit den Worten „Wir wollen rausgehen und zeigen wie vielfältig unser Berufsfeld ist“ beschrieb Marlene Rybka das Ziel der Weltvermesserer-Kampagne in ihrem Vortrag. Sie ist Social Media Managerin beim BDVI und koordiniert die Kampagne. Der enorme Nachwuchsmangel in der Branche stellt den Berufsstand der Geodäsie vor eine große Herausforderung. Gemeinsam mit Verbänden, Universitäten und Arbeitgebern der Branche (InteressenGemeinschaftGeodäsie, IGG) initiierte der BDVI diese Social Media Kampagne. Um die Zielgruppe „Jugendliche in der Berufsfindungsphase“ effektiv zu erreichen, fiel die Wahl auf Instagram.

Größte Herausforderung der Kampagne ist die Bündelung von Online-Aktivitäten der Gründungsorganisationen, um gemeinsam, systematisch und kontinuierlich Content (Inhalte) in Form von Bildern, Texten und Videos für einen gemeinsamen Kanal bereitzustellen. Marlene Rybka warb in ihrem Vortrag mit vielen positiven Beispielen dafür, dass Jeder, egal ob Unternehmen, Verwaltung oder Wissenschaft, Beiträge an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! senden kann. Die Beiträge werden dann in Zusammenarbeit mit einer Agentur für den Instagram-Kanal an das typische Erscheinungsbild aufbereitet und veröffentlicht. Neben dem Content, der für die eigene Öffentlichkeitsarbeit entsteht, könne durch Verlinkungen auch Reichweite zurückgeholt werden und die Kooperationspartner sich so als attraktiver und innovativer Arbeitgeber präsentieren.

Vordergründig wird aktuell die Marke „Weltvermesserer“ aufgebaut. Marlene Rybka erläuterte mit den Worten: „Der Instagramalgorithmus mag Kommentare“, wie durch regelmäßiges Erscheinen von Beiträgen und einer intensiven Kommentierung durch die Nutzer die Reichweite verbessert wird. Die Algorithmen von Instagram zählen die Kommentierungen und Interaktionen der Nutzer. Je intensiver auf einem Kanal interagiert wird, desto eher wird der Kanal auch bisher nicht folgenden Nutzern vorgeschlagen. In Zukunft sollen auch Sponsored Postings regional zielgerichtet den Berufsnachwuchs erreichen. Außerdem ist geplant, Inhalte für die Plattform tiktok zu produzieren, um auch hier die Marke Weltvermesserer zu verbreiten und bei den Jugendlichen die Vielfältigkeit der Geodäsie bekannt zu machen.

Quelle: www.arbeitsplatz-erde.de

 

Das Onlinezugangsgesetz in Sachsen

Im zweiten Vortrag beleuchtete Gunnar Terhaag (Referent für das OZG in der Sächsischen Staatskanzlei) den aktuellen Stand der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) im Freistaat Sachsen. Gleich zu Beginn hielt er dem Auditorium den Spiegel vor und stellte fest, dass Deutschland auf dem Gebiet der Verwaltungsdigitalisierung zwar führend in Europa sein möchte, es derzeit aber mit deutlichem Abstand nicht ist. Aktuell bleibt die Digitalisierung der Verwaltung sogar hinter dem EU-Durchschnitt zurück.

Ausgehend von den Zielen des OZG, dem Reifegradmodell und der Single Digital Gateway Verordnung beschrieb Gunnar Terhaag die bundesweite arbeitsteilige Vorgehensweise bei der Umsetzung des OZG. Diese sieht er nicht als IT-, sondern primär als Organisations- und Fachthema. Die zentrale Koordination der Umsetzung im Freistaat Sachsen erfolgt durch die Sächsische Staatskanzlei. Weiterhin unterstützt der Freistaat Sachsen diesen Prozess mit der Bereitstellung von Basiskomponenten (z.B. GEO-BAK des GeoSN), dem Landesportal Amt24 und Förderungen für die kommunale Ebene. Sehr viel Potential sieht Gunnar Terhaag derzeit in der Integration von Geoinformationen bzw. Kartendarstellungen, womit sich viele Informationen nutzerfreundlicher darstellen und auch erfassen lassen. Diese fasst er in diesem Kontext unter der Bezeichnung „Geofunktionen“ zusammen. Im Jahr 2022 sollen mit der GeoBAK des GeoSN im Freistaat Sachsen Geofunktionen auf der Plattform Amt24 zur Verfügung gestellt werden. Abschließend resümierte Gunnar Terhaag, dass sich die Verwaltung mit dem OZG insgesamt auf den Weg in Richtung Digitalisierung gemacht hat. Allerdings sei es auch noch ein langer Weg, um die Erwartungen der Bürger an eine zeitgemäße Wirtschaft und Verwaltung zu erfüllen. Aus den letzten 3 Jahren OZG kann festgehalten werden, dass Digitalisierung im föderalen Kontext hochkomplex ist, sich aber gute Formen der Zusammenarbeit etabliert haben.

©SK

 

„Ist BIM das neue GIS?“

Prof. Dr. Christian Clemen von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob BIM das neu GIS ist. Mit einer anschaulichen Phänomenologie erläuterte er die Unterschiede zwischen Building Information Modeling und Geoinformationssystemen und zeigte anhand des von der HTW für Autodesk Revit entwickelten Plugins Beispiele für eine gelungene Integration von Geodaten in BIM-Projekte. So können mit dem Plugin z.B. Geländemodelle, 3D-Stadtmodelle oder Daten aus dem Liegenschaftskataster in BIM-Projekte integriert werden.

 

©Christian Clemen, HTW Dresden

Neben einer anschaulichen Visualisierung der Umgebung des BIM-Projektes lassen sich so auch die Daten bspw. auch für die Prüfung der Einhaltung von Bauvorschriften verarbeiten. Anhand von spezielleren Aspekten wie Gemeinsamen Datenumgebungen (CDE), die Verknüpfung von BIM mit anderen Daten oder die Entwicklung von Produktdatentemplates (PDC) zeigte Prof. Clemen auf, wohin die Reise in nächster Zeit gehen könnte. Mit einem kurzen Einblick in seine Arbeit in der ISO Joint Working Group GIS-BIM interoperability und einem Fazit endete der sehr informative und anschauliche Vortrag zu diesem Thema.

©Christian Clemen, HTW Dresden

 

Praxisbericht aus Dresden zur Verwendung von TLS und Drohnendaten

Im letzten Vortrag widmete sich Rick Spindler vom Amt für Geodaten und Kataster der Landeshauptstadt Dresden dem Thema „TLS und Drohnendaten – Praxiserfahrungen in Dresden“. Er stellte zu Beginn den Laserscanner Leica ScanStation P30 Laserscanner mit seinen technischen Parametern, der zugehörigen Software sowie einigen Anwendungsbeispielen vor. Zweiter Aspekt des Vortrags war die Drohne DJI Phantom 4 RTK, die mit einer 20 Megapixel Kamera, einer hochpräzisen Positionsbestimmung mittels RTK und SAPOS-Ausgleichsdaten sowie mehreren Akkus ausgestattet ist. Als Software für die Auswertung wird Agisoft Metashape Professional bzw. ESRI ArcGIS Pro verwendet.

Als Beispiele für Anwendungsfälle in der Dresdner Stadtverwaltung nannte Rick Spindler die komplette Außen- und Innenaufnahme des Kulturzentrums „Scheune“ mit dem Scanner als Grundlage für die Planung des Ausbaus des Veranstaltungshauses. Als Anwendungsbeispiel für die Drohne wurde ein Renaturierungsprojekt eines Gewässers, für das als Planungsgrundlage TrueOrthophotos, ein Digitales Oberflächenmodell sowie eine Punktwolke benötigt wurden, vorgestellt. Es konnte eindrücklich die Qualität der Ergebnisse bei geringem zeitlichen Aufwand dargestellt werden. Weiterhin wurde die automatisierte Erstellung von 3D-Modellen für Denkmäler und neu bebaute Quartiere für das Dresdner 3D-Stadtmodell erläutert (siehe Bild unten). Auch hier ist die Zeitersparnis enorm.

© Rick Spindler, Landeshauptstadt Dresden

Um die Vorteile des terrestrischen Laserscanners gemeinsam mit denen von UAV zu nutzen wurden beide Systeme für ausgewählte Aufgaben kombiniert eingesetzt. So wurde zum Beispiel der Neptunbrunnen in Dresden mit dem TLS gescannt. So konnten vom Scanner nicht einsehbare Bereiche des Neptunbrunnens durch Aufnahmedaten aus der Drohne ergänzt und somit das Modell vervollständigt werden. In einem zweiten Beispiel wurden eine Brückendurchfahrt sowie die Oberseite der Brücke mittels TLS gescannt und die Umgebung mit der Drohne aufgenommen. Somit konnten die detaillierten Aufnahmen des TLS mit der Aufnahmegeschwindigkeit des UAV kombiniert werden. Abschließend stellte Rick Spindler fest, dass die Technologie angekommen und anwendungsbereit ist, aber die Anwender häufig noch mit den Datenmengen überfordert sind. Eine kostengünstige und möglichst browserbasierte Verbreitungsmöglichkeit erscheint hier erforderlich, um z.B. mit einem digitalen Zwilling möglichst viele Anwender erreichen zu können.

©Rick Spindler, Landeshauptstadt Dresden

 

Abschluss und Ankündigung

Zum Abschluss des Kongresses dankte Matthias Gröbe insbesondere Jens Opitz für sein beharrliches Engagement, ohne das der Kongress nicht in diesem Umfang hätte stattfinden können. Jens Opitz dankte in seinem Schlusswort den Referenten für vier interessante und inhaltlich sehr breite Vorträge sowie allen Zuschauern für ihr Interesse. Er lädt alle Interessierten am 24. Januar 2023 zur nächsten „Digitale Welten – Kongress für Geoinformatik und Geodäsie“ nach Dresden ein.

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